Wie gehts euch? Wart ihr im Sommer unterwegs und seid nach Berlin zurückgekehrt? Freut ihr euch darüber oder habt ihr die Post-Urlaubs-Depression?
Wart ihr an einem bewährten Lieblingsort oder habt ihr einen neuen für euch entdeckt? Diese Lieblings-Listen finde ich immer schwierig. Ich soll gerade für eine Umfrage mein liebstes schwäbisches Wort nennen. Ich kann mich nicht entscheiden. Oder - ich will nicht. Das geht mir bei Lieblingsessen, - liedern oder -büchern auch immer so. Am liebsten …. viele.
Als Kind waren die Sommerferien immer endlos. Im guten Sinn. Eine unüberschaubar lange Zeit für …Sommer. Auch wenn wir nicht weggefahren sind, hatte ich von früh bis spät zu tun mit Abenteuer ausdenken und spielen. Und die Tage waren lang, da passte viel Spiel hinein. Je älter ich wurde, desto mehr schrumpfte der Sommer. Die Zeit verging schneller. Vielleicht durch das Nichtstun: die Tage verschwimmen in ein dolce far niente, das du erstmal lernen musst. Vielleicht auch durch das Organisieren: was unternehmen wir mit den Kindern, wann muss wer wieder wo arbeiten, welche Verwandten sind wann wo und wie treffen wir uns, wann geht die Schule wieder los und passen dann die Schuhe noch?
Was ich immer sehr mochte, war das verreisen. In eine andere Gegend, ein anderes Land, eine andere Zeitzone. Andere Landschaft, andere Sprachen, andere Klimazonen. Andere Menschen, denen das Leben an diesem Ort andere Linien ins Gesicht gezogen hat, die einen anderen Lebensrhythmus haben und auf eine andere Landschaft blicken. Ich habe mir oft überlegt, ob ich dort ein Leben führen könnte und wollte. Gedanklich habe ich solche Leben anprobiert, Lehrerin in Mailand, Yogacoach in Costa Rica oder doch Schriftstellerin in Oberschwaben? Und ich habe immer gesagt, eines Tages ziehe ich nach Schottland und züchte Schafe. Aber ich war nie da. Bis zu diesem Sommer. Und Schottland ist wirklich ein Lieblingsort. Wunderschöne Landschaft, freundliche Menschen, angenehmes Klima. Schottland hat es uns auch leicht gemacht, es hat nur einmal geregnet. Da hab ich wieder in Gedanke alles hinter mit gelassen, um in Schottland ein Cottage zu bewohnen. Ich konnte mich allerdings nicht für den schönsten Blick entscheiden. In den Hügeln, an einem Loch, am Meer?
Wieviele parallele Versionen von uns gibt es für jeden solchen Gedanken? Könntest du in ein solches Leben rüberwechseln, würdest du es machen? Hmm. Aber was für ein Mensch wärst du in diesem Leben? Wärst du nur im Sommer glücklich da oder zu jeder Jahreszeit? Wonach würdest du dich in diesem Paralleluniversum sehnen? Das Wort Urlaub kommt übrigens aus dem Mittelhochdeutschen im Mittelalter und heißt so viel wie "die Erlaubnis, wegzugehen“. Das ist schön, finde ich. Ich ziehe mal eben in ein anderes Leben, ja? Keine Sorge, ich komm wieder!
Ich glaube, ich habe für mich eine gute Wahl getroffen. Ich kriege keine Post-Urlaubs-Depression, sondern freue mich über mein gewähltes Zuhause.
Nach 10 Tagen in einem Camper zu viert, ist es natürlich schon allein schön, wieder aufrecht gehen zu können, gemütlich zu duschen und eine Waschmaschine zu haben. Aber auch nach All-inclusive am Meer freue ich mich auf den Alltag, mein eigenes Bett, mein Kräuterhochbeet. Es ist schön, dass der Späti-Verkäufer von gegenüber mich grüßt und sagt, schön, dass du wieder da bist. Es ist schön, die Freunde zu treffen, die ihren Sommer mit mir teilen und dabei zufrieden mit mir auf den Fernsehturm kucken. Es ist schön, dass die Kinder losflitzen und ihre Freunde treffen.
Manche Menschen haben ihren happy place im Urlaub gefunden und sind dort geblieben. Meine Freundin Beryl zum Beispiel in Schottland. Sie fühlt sich schottisch. Andere kaufen ein Haus an ihrem liebsten Urlaubsort um da ein zweites Zuhause zu haben. Ich ziehe für eine Weile in ein anderes Leben ein, schaue mir die Version der Bärbel dabei an und bin zufrieden, wo ich bin. Was für ein Glück.
Mein liebstes schwäbisches Wort ist übrigens „lommelig“. Oder „gräg“. Oder „Butzele“ Oder….
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